Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 23.04.2003

Tresorraum soll Museum werden

Ausstellung in der Villa Wassermann will an das Schicksal ihrer Namensgeber erinnern

In den historischen Tresorräumen der Villa Wassermann am Schönleinsplatz soll Bambergs neuestes und wohl auch kleinstes Museum entstehen. Eine ständige Ausstellung zur Jüdischen Vergangenheit des Hauses und zur tragischen Geschichte der Bankiersfamilie Wassermann möchten die heutigen Besitzer dort dokumentieren. 

von Jutta Behr-Grob

 

 

Könnten die im Wortsinn bombensicheren Kellerräume in dem Einzeldenkmal am Schönleinsplatz sprechen - sie hätten viel zu erzählen. Von der wechselhaften Geschichte des Hauses, das sich der Bamberger Privatier Matthäus Klee 1871 erbauen und prächtig ausstatten ließ und das zehn Jahre später zunächst in den Besitz von Marschalk von Ostheim und ab 1903 in das Eigentum der Bankiersfamilie Wassermann überging. Und sie könnten berichten vom Schicksal, das aus den einst hoch angesehenen Hofbankiers, die das Vertrauen höchster bayerischer Regierungskreise genossen und 1918 vorübergehend den Staatsschatz verwahrten, Verfolgte und Opfer des Naziregimes machte.

Vielen anderen Bamberger Bürgern jüdischen Glaubens erging es damals eben so, weshalb das ,,Tresorraum-Museum", so der Arbeitstitel, auch ein Museum zur Geschichte Bambergs und seiner Juden werden wird. Die Initiatoren können sich daher auch der Unterstützung von Dr. Herbert Loebl sicher sein. Einmalige Exponate wie Originalfotografien der Familie Wassermann, historische Handschriften, Dokumente über die internationalen Geschäfte des Bankhauses wie auch seine von den Nationalsozialisten erzwungene Zerschlagung, über die Ermordung von Familienmitgliedern und die Flucht anderer nach Südafrika, usw. habe er ihnen bereits zugesagt, berichten die künftigen Museumsbetreiber erfreut.

Sie sind identisch mit der Bamberger Familie, die die Villa Wassermann vor fünf Jahren vom Landratsamt gekauft und mit viel Mühe und Kosten denkmalgerecht saniert hat. Schon bei der Einweihung des Hauses schloss man Kontakt zum inzwischen 80-jährigen Herbert Loebl, der bekanntlich von England aus den weltweiten Kontakt der ehemaligen Bamberger Juden fördert und pflegt. Er ist Autor u.a. des 1999 im FT-Verlag erschienenen Buchs ,,Juden in Bamberg - Die Jahre vor dem Holocaust", das der Familie Wassermann im Kapitel ,,Banken und Bankiers" mehrere Seiten widmet. Und die Idee, in den seit fast 100 Jahren unverändert gebliebenen Tresorräumen der Villa eine ständige Ausstellung zur Geschichte des Hauses und seiner Menschen einzurichten, habe Dr. Loebl schon damals gefallen, sagen die heutigen Besitzer.

Auch selbst haben sie einige Exponate beizutragen. Als sie das Gebäude kauften, lagerten in den Geldschränken nämlich noch allerlei Unterlagen des Bankhauses Wassermann und des ,,arischen“ Nachfolgers Bankhauses Wunder von Wendland & Co KG.

Die Landkreisverwaltung als letzter Nutzer des Hauses vor seinem Übergang in Privatbesitz hatte sich für diese Sachen nicht interessiert und einfach an Ort und Stelle gelassen. Es handelte sich u.a. um alte Banknoten und Wertpapiere, aber auch um Schuldnerlisten. Letztere wird man, mit Rücksicht auf die teils stadtbekannten Namen darauf, freilich nicht im Museum zur Schau stellen.

An der Zustimmung von Baureferat und Denkmalpflege zu ihren Plänen zweifeln die Hausherrn nicht. Zumal die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, das künftige Museum an Werktagen jedermann zugänglich zu machen. Ein Kassenhäuschen braucht man nicht, weil erstens kein Eintritt erhoben werden und zweitens eine Überwachung per Kamera stattfinden soll.

Apropos Kamera: Auch eine Videoinstallation mit historischen Fotografien soll das kleine Museum erhalten. Einige der Aufnahmen dokumentieren die hohe gesellschaftliche Stellung, die die Familie Wassermann zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Bamberg genoss, und zugleich mit ihnen untergegangene Traditionen, wie die geselligen Teestunden im Gärtchen am Haus.

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
04. Juni 2003


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