Bericht des Fränkischen Tag (Lokalzeitung)

Quelle:  http://www.fraenkischer-tag.de/cgi-bin/load_nortext?lokales/ba-st/001-as-c4459.txt

Kripo ermittelt in alle Richtungen

Am Hoftor des Anwesens Wildensorger Straße 11a wurde gestern früh ein Sprengkörper gefunden. LKA-Spezialisten entschärften ihn, ehe er explodieren konnte. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen. Für einen rechtsextremistischen Hintergrund gibt es derzeit keine Anzeichen, er wird aber auch nicht ausgeschlossen.

von Jutta Behr-Groh

Die Spezialisten des Landeskriminalamts haben den laut Ermittlungsleiter Ferdinand Schmid "nicht unprofessionell" gebauten Sprengkörper im Lauf des Vormittags an Ort und Stelle entschärft. Vorsichtshalber wurde der Fundort weiträumig abgesperrt. Fußgänger wie Autofahrer und die Linienbusse nach Wildensorg wurden von etwa 8 und bis nach 12 Uhr umgeleitet.

Ob der Sprengkörper gezündet hätte, wenn er unentdeckt geblieben wäre, vermochten die LKA-Spezialisten gestern noch nicht zu sagen. Antwort auf diese Frage sollen weitere kriminaltechnische Untersuchungen geben, die in München durchgeführt werden. Ein Ergebnis ist frühestens heute zu erwarten.

Der Sprengkörper war jedenfalls "nicht unprofessionell" gebaut, sagte LKA-Mann Schmid dem FT auf Anfrage. Die unbekannten Attentäter verwendeten 150 Gramm eines gewerblichen Sprengstoffs, mit dem u.a. in Steinbrüchen gearbeitet wird: Ammoniumnitrat. Die Kraft der Detonation hätte nach Schmids Angaben ausgereicht, um das massive Tor auszuhebeln, vor dem der Sprengsatz lag. Für das rund 50 Meter tiefer im Grundstück liegende Wohnhaus soll keine unmittelbare Gefahr bestanden haben.

Entdeckt wurde der Sprengkörper vom Sohn der Familie, als er kurz vor 7.30 Uhr das Grundstück verlassen wollte. Er fand ihn am Spalt zwischen dem massiven Hoftor und dem Asphalt liegend.

Das Anwesen gehört laut LKA einer bekannten Bamberger Familie, die ein Gaststättenunternehmen betreibt. Das 1989 verstorbene Familienoberhaupt war jüdischen Glaubens.

Ob die Religionszugehörigkeit in irgendeinem Zusammenhang mit dem Attentatsversuch zu sehen ist, vermögen Kripo und Staatsanwaltschaft zum jetzigen Stand ihrer Ermittlungen nicht zu sagen. Eine eigens gebildete Sonderkommission, der Experten des Bayerischen Landeskriminalamt sowie Kriminalbeamte der Polizeidirektion Bamberg angehören, untersucht "in sämtliche Richtungen". Auch ein privater Racheakt wird als Hintergrund der Tat nicht ausgeschlossen, wenngleich sich die Familie laut Schmid keinerlei Motiv vorstellen kann.

Die Sonderkommission bittet die Bürger um Unterstützung. Sie fragt, wer gestern vor 7.25 Uhr in der Nähe des Anwesens Wildensorger Straße 11a verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen hat. Wer darüber hinaus sachdienliche Hinweise geben kann, wird ebenfalls gebeten, sich an die Ermittler zu wenden.


Diese Seite ist bestandteil eines Frames. Sollten Sie diesen nicht angezeigt bekommen dann klicken Sie hier bitte auf
Index
dann erhalten sie die fehlenden Informationen und Steuerungselemente
© by Thomas Starz