Quelle: Nordbayerischer Kurier Bayreuth, vom 27.11.2001

Mediziner und Menschenfreund

Oberbürgermeister enthüllte Gedenktafel für Jakob Herz

BAYREUTH

Eine Gedenktafel für Professor Jakob Herz hat Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz gestern am Gebäude Kulmbacher Straße 5 enthüllt. „Einmal mehr wird daran, wie mit dem Gedenken an diesen großen Sohn Bayreuths umgegangen wurde, die ganze Barbarei der Nazis deutlich."

Historiker sind sich einig, sie beschreiben Herz als großen Geist und großen Menschenfreund. Der 1816 als Sohn einer" wohlhabenden Bayreuther Kaufmannsfamilie geborene Mediziner übernahm 1854 interimistisch die Leitung der Universitätsklinik in Erlangen, wo er zuvor studiert und promoviert hatte. Seine Habilitation scheiterte indes - weil Jakob Herz nicht das Kriterium der Zugehörigkeit zu einer christlichen Religionsgemeinschaft erfüllte.

Dennoch: Der gebürtige Bayreuther, der als Schöpfer der chirurgischen Anatomie gilt, erhielt 1862 eine Honorarprofessur und ein Jahr später eine außerordentliche Professur an der Universität Erlangen.

„Zu Ehren eines großen Sohnes Bayreuths": Oberbürgermeister Dr. Dieter Mronz enthüllte gestern eine Gedenktafel für Professor Jakob Herz. 

Foto: Ritter

König Ludwig II. von Bayern änderte 1869 die Maßstäbe - und ernannte Jakob Herz zum ersten jüdischen Universitätsprofessor im Königreich Bayern. Ein Professor, den auch das Volk liebte, weil er die Armen kostenlos behandelte. Erlangen machte ihn 1867 zum Ehrenbürger, vier Jahre nach seinem Tod errichteten ihm die Bürger seiner Wahlheimatstadt eine überlebensgroße Bronzestatue mitten in der Stadt.

Die Zeiten änderten sich, Nazis stürzten die Statue 1934 unter dem Beifall der Erlanger Bürger. Und auch die Bayreuther wollten plötzlich nichts mehr von Jakob Herz wissen, eine Straße, die seinen Namen trug, wurde kurzerhand umbenannt. Das hat Oberbürgermeister Mronz nach seiner Wahl 1988 verändert, eine Straße nahe des Klinikums ist seither nach dem Mediziner benannt. Als das Geburtshaus von Jakob Herz an der Kulmbacher Straße in den 70er Jahren abgebrochen wurde, verschwand die Wandtafel, die an ihn erinnerte. spurlos. Eine neue am Nachfolgegebäude des Herzschen Geburtshauses enthüllte Mronz gestern vor Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde, der Geschichtswerkstatt, des Stadtrates und der Verwaltung. „Das Gedenken an Jakob Herz ist nicht abgehakt", sagte Mronz gestern. „Jakob Herz war ein großer Sohn dieser Stadt, und wir stellen eine ihm gebührende Erinnerung wieder her."

fs

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
27. Dezember 2001


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