Quelle: Fränkischer Tag Bamberg,  vom 15.12.2001

Eine Synagoge wird zum Lernort

Konzept für Projekt in Memmelsdorf wird am Montag vorgestellt

MEMMELSDORF. Die Restaurierung der Synagoge tritt in eine entscheidende Phase. Nachdem die Standfestigkeit des Gebäudes und des Dachstuhls gesichert, das Dach neu eingedeckt, der Anbau errichtet, die Haustechnik installiert und die Verputzerarbeiten in den Nebenräumen abgeschlossen sind, steht nun die Konservierung des Betraumes und Wandflächen in Frauenempore sowie ehemaliger Lehrerwohnung bevor.

Die Synagoge wird zu einem Lernort für Jugendliche und Erwachsene gestaltet. Dabei dienen die ehemalige Frauenempore, die ehemalige Lehrerwohnung und der neue Anbau als funktional eingerichtete Seminarräume, während der Hauptraum ein Ort der Anschauung und Erkundung sein soll. Folgende Überlegungen liegen diesem Konzept zugrunde:

Die noch erhaltenen Synagogen sind vor allem Zeugen des fränkischen Landjudentums von der Entstehung bis zur Vernichtung. Als Zeugen müssen sie wahrhaft sein und so viel Authentizität besitzen wie möglich. Auch die sorgfältigste Wiederherstellung eines älteren Zustandes ist unter diesem Gesichtspunkt wertlos.

Historisch vielschichtige Räume wie der Betsaal eröffnen Perspektiven der Betrachtung und der Vermittlung an den Besucher, die von der Gegenwart bis zurück zur Bauzeit im frühen 18. Jahrhundert reichen. Geschichte wird als Prozess erlebbar. Jede Rückführung auf einen bestimmten Zeitabschnitt verhindert die gerade in diesem Fall unverzichtbare Breite der Anschauung und Anerkennung.

Mit der Idee des Lernorts wird zum einen eine der historischen Funktionen einer Synagoge, der Schulunterricht, wieder belebt, zum anderen lässt sie sich mit den Erhaltungsbedingungen der Räume hervorragend verknüpfen.

Die Nebenräume können dafür vollkommen zweckmäßig eingerichtet werden, wobei partiell "Schaufenster" in die Geschichte an wenigen, aber aussagekräftigen Stellen möglich sind. Der Betsaal wird in diesem Zusammenhang zum Hauptgegenstand der Betrachtung und Befragung.

Die Kunsthistorikerin Dr. Christine Hans-Schuller und der Restaurator Harald Spitzner werden das Restaurierungskonzept am Beispiel der aktuellen Maßnahmen am Montag, 17. Dezember, um 17 Uhr in der Synagoge, Judengasse 6, erläutern.

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
18. Dezember 2001


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