Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 9.01.2003

Bauen, aber nichts verbauen 

Israelitische Kultusgemeinde stellt Pläne für neue Synagoge vor

Nach jahrelangem und oft zähem Ringen über die Nutzung der alten Nähseidenfabrik scheint nun ein endgültiger Durchbruch geschafft.

 

Wie berichtet hat der Bausenat dem Projekt der israelitischen Kultusgemeinde „neue Synagoge“ zugestimmt und auch die Finanzierung ist so gut wie in trockenen Tüchern. Das verkündete Heinrich Olmer vor kurzem bei der Jahressitzung des Vereins der jüdischen Gemeinde einem kleinen exklusiver Kreis.

„So hatte doch alles seinen Sinn!“ meinte Olmer erleichtert. Nach vielen vergeblichen Versuchen, das Objekt abzustoßen bzw. zu verpachten wird im Januar 2003 mit der Sanierung des maroden Gebäudes begonnen. Nach den Bildern zu urteilen kann man es kaum glauben, aber Olmer versicherte ,,die Außenmauern sind 1-a-Bausubstanz. Nur das Innere muss entkernt werden.“

Die Finanzierung sei für die Gemeinde zwar ein äußerst anstrengender Kraftakt, aber man wolle das Projekt zum Nutzen aller durchziehen. Die Hauptaufgaben des neuen Gemeindezentrums sieht Olmer in vier Punkten: Zum einen will man natürlich eigenen Zwecken dienen und vor allem. den Raumanforderungen der stetig gewachsenen Gemeinde gerecht werden. Zum zweiten will man eine kulturelle Begegnungsstätte für alle Bamberger bauen und auch das Kulturangebot der Gemeinde vergrößern. Auch eine pädagogische Komponente möchte man laut Olmer erfüllen und in erster Linie das Gebäude nutzen, um Schulklassen ein lebendiges Judentum vor Ort zu vermitteln.

Letztlich sei es auch eine wichtige Aufgabe, das Gemeindezentrum im Stadtbild Bambergs als Teil des Weltkulturerbes zu integrieren und damit zu zeigen, dass Bamberg seinem jüdischen Erbe gerecht wird. Deshalb hofft Olmer auf zahlreiche Unterstützung aus der Bamberger Bevölkerung. Ihm geht es dabei nicht um große Spenden, sondern vielmehr um das Gefühl, erwünscht und integraler Bestandteil der Stadt zu sein.

Natürlich könne man bei der neuen Synagoge nicht alles sofort verwirklichen, sagte Olmer. Deshalb weshalb werde man zunächst einen ,,Grundausbau“. vornehmen. Dabei gelte der Grundsatz, ,,bauen, aber nichts verbauen“, damit nachfolgende Generationen nachbessern können.

Dafür lassen die Pläne viel Platz: Der hintere Gebäudetrakt bleibt fast völlig unberührt von den Umbaumaßnahmen. Ein Fahrstuhl ist angedacht, aber derzeit aus finanziellen Gründen nicht zu verwirklichen. Dennoch, das neue Gemeindezentrum wird wohl ein besonderer Schatz im Herzen der Stadt werden und ein Versuch, viele Anliegen unter ein Dach zu bringen. Schließlich ist die jüdische Gemeine in Bamberg eine Einheitsgemeinde, die sowohl orthodoxer, als auch liberaler Richtung gerecht werden muss. „Jeder soll die Möglichkeiten bekommen, sich hier zu entfalten“, so Olmer. Dabei müsse man allerdings aufpassen, dass dies zu einer stärkeren Einheit führe und nicht zur Zersplitterung der Gemeinde, wie es derzeit in Deutschland wohl Trend zu sein scheine.

In den Plänen ist dies alles bedacht worden. So wird es die Möglichkeit geben, in der Küche koscher zu kochen. Im Kellergewölbe wird eine Mikwe -ein jüdisches Tauchbad - eingebaut und im Garten eine Laubhütte fest installiert, in der man das Laubhüttenfest traditionell feiern kann. Die Synagoge selbst, die sich über zwei Stockwerke bis unters Dach zieht, wird Sitzgelegenheit für 150 Personen bieten und kann flexibel bestuhlt werden. Besonderer Blickfang wird die hervorgehobene Glas- bzw. Kupferwand sein, in deren Mitte der Davidstern prangen soll, hinter dem der Thoraschrein der Synagoge eingebaut wird. Damit will man deutlich machen, was sich hinter der Fassade der ehemaligen Fabrik befindet und gleichzeitig einen modernen Akzent setzen. Die Leute sollen sehen, dass hier etwas Neues entsteht. 

Susanne Fetter

 

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
21. Februar 2003


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