Mut und Menschlichkeit

Nazis getrotzt: Stadt würdigt 93-jährige Kunigunde Lieb

Für „kleine Heldentaten" im Namen der Menschlichkeit - vollbracht vor rund 60 Jahren - ehrte Bürgermeister Werner Hipelius kürzlich die 93-jährige Kunigunde Lieb. Im Jahre 1939 zwangsweise zu Dienstleistungen im Haushalt des damaligen nationalsozialistischen Oberbürgermeisters Lorenz Zahneisen verpflichtet, ließ sie sich - trotz drohender Lebensgefahr - nicht von ihren religiösen und ethischen Leitlinien abbringen.

Bürgermeister Werner Hipelius dankte Kunigunde Lieb für ihre couragierte Haltung während der Nazi-Zeit bei einem Besuch im Altenheim. 

Foto: Pressestelle Stadt Bamberg

 

 

Vorher bei der jüdischen Großfamilie Loebl im Haushalt und bei der Kinderbetreuung tätig, setzte Kunigunde Lieb trotz anfänglicher Verbote bei Zahneisen ihre sonntäglichen Gottesdienstbesuche durch. Auf den Wegen dorthin verpflegte sie - unter Einsatz ihres Lebens - „ganz nebenbei" ihre frühere jüdische Arbeitgeberin mit Lebensmitteln. Bei deren Abtransport in die Gaskammer im Jahre 1942 hatte ihr Kunigunde Lieb noch Proviant besorgt. Die Fürsorge für ihre ehemalige Chefin reichte sogar bis ins Konzentrationslager, wohin Kunigunde Lieb Frau Loebl ein Paket mit Kuchen geschickt hatte. Weitere Sendungen blieben dann allerdings unbeantwortet ...

Überliefert ist die Geschichte von einem der Loebl-Kinder, die Kunigunde Lieb seinerzeit „hüten" durfte: Herbert Loebl. Der Buchautor und Referent der Israelischen Kultusgemeinde Bamberg für die Belange der Vorkriegsgemeinde gehört zu den Mitgliedern der Familie, die sich während der NS-Schreckensherrschaft ins Ausland retten konnten. Herbert Loebl lebt heute in England.

Schon in seinem Buch „Hausangestellte - Treue in Extremis" setzte er Kunigunde Lieb ein kleines Denkmal. Von ihm stammt auch der Vorschlag, trotz der vielen inzwischen vergangenen Jahre den von Kunigunde Lieb damals gezeigten Mut einmal öffentlich zu würdigen - nicht zuletzt stellvertretend für andere, die damals Ähnliches geleistet haben. Kunigunde Lieb verbringt in einem Bamberger Seniorenheim ihren Lebensabend.

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
31. März 2001


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