Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 16.03.04

 

Kultusgemeinde hat in Bamberg Zukunft

 

 

Woche der Brüderlichkeit beginnt mit Begehung der Synagogen-Baustelle und Feierstunde.

 

Zahlreiche Interessierte nahmen am Sonntag die Möglichkeit wahr, an der Führung durch den Synagogen-Neubau im Rückgebäude der Willy-Lessing-Straße 7 teilzunehmen. Im September soll die dann 7. Bamberger Synagoge mit großem Gemeindezentrum fertiggestellt sein.

 

Die anschließende Feierstunde in der gegenwärtigen Synagoge bildete den Auftakt zur “Woche der Brüderlichkeit”, die in diesem Jahr unter dem Motto “Verantwortung: Ich-du-wir” steht.

Ein bisschen Fantasie war noch nötig, um sich in dem Rohbau die zukünftige Synagoge mit dem rituellen Reinigungsbad Mikwe, Gemeindezentrum und Verwaltungstrakt sowie die im Innenhof geplante “Sukka” (Laubhütte) mit einer Gartenoase vorzustellen.

Doch Architekt Jürgen Rebhan und der erste Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Heinrich Olmer, ließen mit ihren Erklärungen vor dem inneren Auge der Besucher schon ein Bild davon entstehen, welch attraktives Zentrum der religiösen und gemeinschaftlichen Begegnung der jüdischen Gemeinde Bambergs hier in ein paar Monaten zur Verfügung stehen wird.

 

Die rasch von nur 30 Mitgliedern im Jahr 1989 auf heute 800 angewachsene Gemeinde wird dort den dringend benötigten größeren Gemeindesaal sowie zahlreiche Räume für Gruppenaktivitäten wie Chor, Jugend- oder Seniorenclub und für Deutschkurse für die russischen Einwanderer jüdischen Glaubens bekommen. Zudem plant die Kultusgemeinde ein Pädagogisches Zentrum, in dem Seminare für Schulklassen und Lehrerfortbildungen stattfinden sollen. In Erinnerung an die alte Synagoge von 1852 werden Überreste des alten Baus - ein steinernes Portal sowie die Eingangstür aus massiver Eiche - in den Neubau integriert.

 

 

Regierungspräsident begeistert

 

Auch der Regierungspräsident von Oberfranken, Hans Angerer, war zur Besichtigung der Synagogen-Baustelle gekommen und zeigte sich begeistert von dem neu entstandenen Bau: “Als ich vor zwei Jahren das letzte Mal da war, hatte ich immer Angst, dass das Gebäude gleich einstürzt. Ich war froh, als ich wieder draußen war", erzählte Angerer. Auch Architekt Rebhan wies auf den zuvor schlechten Zustand des Gebäudes hin, in dem sich bis zum Zweiten Weltkrieg die jüdische Nähseidenfabrik Kupfer & Heßlein befand.

 

 

Geben viel zurück

 

Dass daraus nun ein neues Gemeindezentrum und zugleich ein “architektonisches Highlight” werden kann, dafür dankte Heinrich Olmer dem Regierungspräsidenten und der Stadt Bamberg, vertreten durch Oberbürgermeister Herbert Lauer: “Da war ein echtes Bedürfnis da, für jüdisches Leben in Bamberg ein Zeichen zu setzen”, sagte der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde an Angerer und Lauer gewandt. Er versprach, dass man “viel zurückgeben wird”. Die massive Förderung durch die Stadt Bamberg sowie die aus der Städtebauförderung der Regierung von Oberfranken gewährten Zuschüsse hätten den Bau “überhaupt erst möglich gemacht”. Weitere Gelder kamen vom Bayerischen Kulturfonds, der Oberfrankenstiftung sowie aus Spenden.

 

Der Neubau zeige, dass “die jüdische Gemeinde in Bamberg eine Zukunft hat. Sie soll hier entstehen und wachsen”, sagte Pfarrer Matthias Wünsche bei der anschließenden Feierstunde zum Auftakt der “Woche der Brüderlichkeit”. Wünsche begrüßte im Namen der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit die Besucher, namentlich OB Lauer, dem er für die Übernahme der Schirmherrschaft dankte.

“Unser gemeinsames Anliegen muss es sein, das jüdische Gemeindezentrum voranzubringen, damit wieder jüdisches Leben in unserer Stadt entsteht”, sagte Lauer in seiner Ansprache. In einer Zeit, in der sich Fremdenfeindlichkeit und neue Formen des Antisemitismus offenbarten, sei es “wichtiger denn je” die Geschichte nicht zu vergessen oder zu verdrängen. Dazu leiste die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit einen entscheidenden Beitrag”. 

 

Gedanken zum Motto “Ich-du-wir” trugen anschließend Vertreter der drei Religionen vor. Für die jüdische Religion verwies Heinrich Olmer auf den dreifachen Bestandteil des Begriffes “Verantwortlichkeit”, nämlich gegenüber sich selbst, den anderen und der Menschlichkeit. Für die Christen sprach Pastorin Bettina Sperl von St. Stephan, die vor allem eine “Barmherzigkeit des Stärkeren für den Schwachen” forderte und den Gedanken der “sozialen Liebe” betonte. Den Islam vertrat Hüseyin Kalpak vom Türkisch-Islamischen Kulturverein. Er appellierte an die Angehörigen aller Religionen, “gemeinsam gegen Krieg, Terror, Hass und Fremdenfeindlichkeit zu kämpfen” und die “Gemeinsamkeiten, nicht die Unterschiede zu betonen”.

 

Am Ende wünschte Heinrich Olmer, dass man sich nächstes Jahr schon in den größeren Räumen wiedersehen wird. Er bat um weitere Spenden für die Synagoge (Sparkasse Bamberg, BLZ 77050000, Kto: 300235918).

 

Monika Schmidmeier

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
26. März 2004


Diese Seite ist Bestandteil eines Frames. Sollten Sie diesen nicht angezeigt bekommen dann klicken Sie hier bitte auf
Index
dann erhalten sie die fehlenden Informationen und Steuerungselemente
© by Thomas Starz