Quelle: Fränkischer Tag Bamberg, vom 8.5.2001

Auf den Spuren der Synagogen in der Partnerregion

Jüdisches Gotteshaus in Kiskunhalas findet große Bewunderung der Mitglieder des Kronacher Aktionskreises

KRONACH. Im Rahmen der Städtepartnerschaft Kronach- Kiskunhalas organisierte der Aktionskreis Kronacher Synagoge durch seine Zweite Vorsitzende Gisela Zaich und das Vereinsmitglied Hans-Joachim Keil, ein profunder Ungarnkenner, eine Reise zur jüdischen Kultusgemeinde in der Partnerstadt Kiskunhalas.

Die erste Reiseetappe hatte die ungarische Hauptstadt Budapest zum Ziel. Einen ganzen Tag lang erkundete die Gruppe unter der sachkundigen Führung einer deutschsprechenden Budapesterin die Metropole der Magyaren.

Von der Zitadelle auf dem denkmalbestückten Gellert-Berg genoss man einen großartigen Panoramablick auf die Stadt zu beiden Seiten des majestätisch wirkenden Donau- Flusses.

Ein Erlebnis war die Fahrt durch den alten Burgbergtunnel, der sich schnurgerade auf der bekannten Kettenbrücke fortzusetzen scheint. Die "Elisabethstadt", in der sich die Synagoge befindet, wurde 1944 von der deutschen Besatzungsmacht als Getto abgeriegelt.

Auf der Fahrt zur Partnerstadt Kiskulhalas machte man Zwischenstation in der Großstadt Kecskemet, in deren Ortskern herrliche Jugendstilbauten zu bewundern sind, darunter auch die sich harmonisch in die Bausubstanz einfügende ehemalige stattliche Synagoge, die außen originalgetreu restauriert, im Innern aber zu einem mehrstöckigen Bürohaus umfunktioniert wurde.

Deftig ging es bei der anschließenden Reit- und Pferdevorführung in der Puszta zu, wobei die Akteure die historische Tracht der dortigen Hirten trugen. Waghalsige Galoppritte wechselten mit zirkusreifen Dressurdarbietungen ab, wobei ein drollig-wolliger Esel, der es den edlen Steppenpferden gleichtat, die Herzen der Zuschauer eroberte.

Sehr herzlich war der Empfang in Kiskunhalas durch den Präsidenten der dortigen Kultusgemeinde, Andreas Raab, und seine Schwiegertochter im ehemaligen "Judenhof". Im Umkreis der Synagoge befanden sich früher alle Einrichtungen, die eine funktionierende jüdische Gemeinde brauchte. Heute werden die meisten Gebäude anderweitig genutzt. Es gibt nur noch wenige jüdische Familien in der Stadt, die kaum Anteil am Leben dieser Religionsgemeinschaft nimmt.

Am Eingang zur klassizistisch anmutenden, mittelgroßen Synagoge sind Gedenktafeln angebracht für die als ungarische Soldaten gefallenen jüdischen Bürger und vor allem für die mehr als 300 Gemeindemitglieder, die zwischen 1941 und 1945 ermordet wurden, meistens in den Vernichtungslagern. Der große Teil von ihnen trug deutschsprachige Nachnamen.

Der Innenraum des Gotteshauses ist in orthodoxer Tradition ausgestattet, also ohne Orgel, mit Frauenempore, wobei heute für die Frauen die linke Bankreihe reserviert ist (wie früher in unseren Kirchen auch). Interesse weckte auch der zweisitzige Beschneidungsstuhl, wovon bei der Zeremonie ein Platz für den propheten Elias frei bleibt, während auf dem anderen der Pate mit dem Knaben sitzt. Das letzte Kind, das dort beschnitten wurde, war vor 15 Jahren der Sohn des Gemeindevorstehers. Als große Ehrerweisung empfanden die Mitglieder des Synagogenvereins das Aufziehen des Toravorhangs und die Öffnung des jüdischen "Allerheiligsten" , worin sich die in Samtmäntel gehüllten Torarollen, -schilde, -knäufe und -zeiger befanden. Schließlich demonstrierte Andreas Raab noch das Schofar, ein Widderhorn, das an die Posaunen von Jericho erinnern soll und nur zu bestimmten Anlässen geblasen wird.

Gisela Zaich nahm die Gelegenheit wahr, Zweck und Arbeit des Aktionskreises vorzustellen und überreichte eine Geldspende für die dortige Synagoge. Andreas Raab bot an, einige nicht mehr benutzte Kultgegenstände zur Bereicherung der geplanten Dauerausstellung in der Kronacher Synagoge beizutragen und lud zum anschließenden Sabbat- Gottesdienst ein.

Ein Tagesausflug nach Szeged, das durch seinen "Szegediner Gulasch" bekannt ist und nach Hodmezövarsahely, wo in den 50er Jahren der Kinohit "Ich denke oft an Piroschka" gedreht wurde, ließ die gesamte Spannbreite des ungarischen Judentums erkennen.

Beschlossen wurde die sechstägige Exkursion in einem Weinkeller in Hajos, nahe der Donau, die bald darauf Ungarn verlässt, um nach Serbien und Kroatien zu fließen. Auf dem Wirtshausschild steht in deutscher Sprache: "Donauschwäbisches Gasthaus" und der Wirt und Kellermeister "zelebrierte" dann auch zum größten Vergnügen der Reisegruppe eine Weinprobe in schwäbischer Mundart, die nach elf Generationen, in denen die Familie schon dort ansässig ist, nicht mehr ganz so "naturrein" war wie der kredenzte Rebensaft.
wiz

 

 

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am
09. Mai 2001


Diese Seite ist Bestandteil eines Frames. Sollten Sie diesen nicht angezeigt bekommen dann klicken Sie hier bitte auf
Index
dann erhalten sie die fehlenden Informationen und Steuerungselemente
© by Thomas Starz