Die Metallwarenfabrik Oelhorn & Kahn

Die Firmengeschichte sowie das persönliche Schicksal der jüdischen und nichtjüdischen Gründer dieser Firma zeugen erneut von wirtschaftlichem Erfolg, vor allem aber von vorbildlicher moralischer, charakterlicher und menschlicher Größe. Die Gründung der Firma Oelhorn und Kahn, scheint auf einem Zufall zu beruhen. Sali Kahn, ein jüdischer Bürger aus Buttenwiesen, war in Bamberg zu Besuch bei seinem Bruder Berthold Kahn. Die Tatsache, dass Sali Kahn derzeit auf der Suche nach einem neuen Betätigungsfeld war, erwies sich als hervorragende Grundlage für eine Freund- und Partnerschaft, welche sich bei dem oben genannten Bruder Salis anbahnte. Bei selbigem lernte Sali Kahn den nicht jüdischen Werkzeugbauer Georg Oelhorn kennen. Diese Begegnung zeigte sich relativ schnell als sehr fruchtbar, denn es entstand eine Geschäfts-Partnerschaft, aus welcher die Metallwarenfabrik Oelhorn und Kahn hervorging. 1913 gegründet erwies sich das Unternehmen bereits 1914 als sehr erfolgreich. Das Geschäft florierte und es wurden Metallteile für elektrisches Installationsmaterial und Flaschenverschlüsse für die kosmetische und andere Industrien hergestellt. Die Produkte wiesen eine sehr gute Qualität auf und zeugten von einer hohen Werkzeugmacherkunst wie Löbl (1999 S. 277) zu berichten weiß. 1938 zählte der Betrieb zwischen 200 und 300 Mitarbeiter. 1939 musste Sali Kahn aus Deutschland fliehen und Georg Oelhorn weigerte sich, den Firmenanteil Sali Kahns zu erwerben. Georg Oelhorn wollte sich nicht am Schaden seines Freundes bereichern. Diese Entscheidung erwies sich recht bald als nachteilig für Oelhorn. Nach "besonders unangenehmen" Verkaufsverhandlungen erwarb ein gewisser Dr. Wölz aus Würzburg die Anteile Sali Kahns und der Firmenname wurde in Oehlhorn & Wölz geändert. In Paris wurde von den Partnern eine Tochtergesellschaft die Firma Prodoka gegründet. Diese übernahm alle Exportgeschäfte und es ist anzunehmen, dass sie Sali Kahn in seinem Exil den Lebensunterhalt sichern sollte. Dies gelang aber nur für kurze Zeit. Sali Kahn und seine Familie mussten sich auf eine abenteuerlich anmutende Flucht aus Deutschland begeben. Sali und seine Ehefrau Dora, geb. Fleißig, konnten Ende April 1939 nach Brüssel fliehen. Ihr jüngerer Sohn Hans wurde mit einem Kindertransport von den Eltern getrennt und nach England verschickt, wo sich sein älterer Bruder Rolf bereits sei 1938 aufhielt. In Brüssel arbeitete Sali Kahn bis Kriegsausbruch als Vertreter seiner ehemaligen Firma. Als Nazitruppen in Belgien einmarschiert waren wurde Sali Kahn als feindlicher Deutscher von den Belgiern verhaftet, nach Frankreich transportiert und dort in einem KZ für Deutsche inhaftiert. Nach der Niederlage Frankreichs fand sich Sali Kahn auf Befehl des Vichy-Regimes in drei verschiedenen KZs inhaftiert, diesmal wegen seines jüdischen Glaubens. Aufgrund einer Mitteilung aus Argentinien fanden ihn seine Frau und sein Sohn. Sie erhielten Ende 1941 buchstäblich im letzten Augenblick ein Visum für die gesamte Familie und es gelang ihnen Anfang 1942 die Flucht nach Casablanca, wo Sali erneut interniert wurde. Von dort gelang der Familie dann endlich die Flucht in die USA. In  Cincinaty mussten sich Sali und Dora Kahn mit Schwerstarbeit ihren Unterhalt verdienen. Aufgrund der gesundheitlichen Schäden aus den KZ-Inhaftierungen überlebte Sali diese Anstrengungen nicht lange und verstarb im Oktober 1942.  Bereits im Jahr zuvor verstarb Georg Oelhorn in Bamberg, dem sein Sohn Heinz in der Firma nachfolgte. Dieser wurde jedoch von Dr. Wölz aus der Firmenleitung verdrängt und konnte seinen rechtmäßigen Platz erst nach dem Ausscheiden von Dr. Wölz nach dem Krieg wieder einnehmen. Beim Wiedergutmachungsverfahren ist sehr positiv anzumerken, dass es im Interesse der Familie Oelhorn lag, dieses zu Gunsten der Witwe und der Erben Sali Kahns zu unterstützen. Nach einem Vergleich mit Dr. Wölz sollte dessen Anteil wieder an die Kahns zurückgehen. Da diese jedoch  nicht mehr nach Deutschland zurückkehren wollten, boten sie ihre Anteile der Familie Oelhorn an. Seit 1954 befindet sich die Firma nun in deren Familienbesitz. Die Produktion von Lippenstiftbehältern und Schraubfassungen höchster Qualität wurde nach dem Krieg wieder aufgenommen. Der Betrieb wurde weiter ausgebaut und zählt heute zu den bedeutendsten Herstellern auf diesem Sektor. 1995 beschäftigten die Familie Oelhorn in ihrem Werk 440 Personen.

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