Die erste Bamberger Exportbrauerei Frankenbräu AG

Im Jahr 1885, also zeitgleich mit dem Entstehen der Bamberger Mälzerei GmbH, gründete der Hopfengroßhändler Simon Lessin die erste Großbrauerei Bambergs, die Exportbrauerei Frankenbräu. Bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung konnte die Frankenbräu neben einer hohen Malzerzeugung mit rund 50 000 Hektoliter Ausstoß aufwarten. Im darauf folgenden Jahr 1888 wurde dieses Bier auf der Weltausstellung in Brüssel sogar prämiert. Um die Jahrhundertwende (1900/1901) verweilte Prinz Rupprecht von Bayern  für einige Zeit in Bamberg. Er war vom Geschmack des Bamberger Frankenbräubieres so beeindruckt, dass sich die Brauerei Frankenbräu von nun an Hofbräu nennen durfte. Zwei Jahre später, 1903, verstarb der Gründer Simon Lessing. Nach 34 Jahren eigenständigen Brauens fusionierte die Hofbräu Bamberg im Jahr 1919 mit der Hofbräu Erlangen und firmierte danach unter dem Namen "Hofbräu AG Bamberg und Erlangen". Der Sohn des Gründers, Willy Lessing, und die Frau Simon Lessings blieben Teilhaber des Betriebs. In den Nachkriegsjahren des Ersten Weltkrieges betrieb die Hofbräu eine aggressive Konkurrenzpolitik. Sie kaufte kleinere Brauerein auf und legte diese still. In Bamberg können für diese Vorgehensweise z.B. die Brauerei "Weise Taube" und die Brauerei Eckenbüttner genannt werden. In den folgenden Jahren zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich das Unternehmen zu einer der größten Brauerein des nördlichen Bayerns. Zwecks Expansion und der Sicherung weiterer Absatzmärkte beteiligte sich die Firmenleitung auch an Brauereien andernorts.

Zu dieser Zeit wurden von der Hofbräu dunkle und helle Lagerbiere, Export- , Märzen- und als Sonderbrauungen Starkbiere  mit der Bezeichnung "Dominator" und "Exquisator" produziert. Die hellen Lagerbiere waren auch unter dem Namen "Domquell", in Anspielung auf den Bamberger Dom bekannt. Der Ausstoß betrug etwa 180 000 Hektoliter, hatte sich seit dem Gründungsjahr also mehr als verdreifacht, und machte den Namen Bambergs in vielen Teilen Deutschlands und über dessen Grenzen hinaus bekannt.

 

Die Machtergreifung der Nazionalsozialisten in Deutschland ging auch an der Bamberger Hofbräu AG nicht spurlos vorbei. 1934 übernahm eine Münchner Bank auf Befehl der Nazis die Aktien von Ignaz Nacher und 1936 die von von Willy Lessing. Beide, Ignaz Nacher in Berlin und Willy Lessing in Bamberg, besaßen die Mehrheit der Aktienanteile der AG. Zu diesem Unrecht sei anzumerken, dass beim Wiedergutmachungsverfahren nach dem 2. Weltkrieg die Erben von Willy Lessing leer ausgingen. Willy Lessing, nach dem die ehemalige Sophienstraße benannt ist, wurde von randalierenden Nazis in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der sogenannten Reichskristallnacht, so schwer verletzt, dass er den Folgen seiner Verletzungen erlag. 1972 fusionierte die Hofbräu AG mit der Patrizierbräu, danach hielt der Schickedanz-Konzern die Mehrheit der Aktienanteile. Trotz hochmoderner Ausstattung wurde die Brauerei in Bamberg 1977 nach 92 Jahren geschlossen. Das Brauereigebäude in der Pödeldorfer Straße wurde abgebrochen und auf dem 37 000 Quadratmeter großen Baugrund wurde die Allgemeine Ortskrankenkasse Bamberg errichtet. An die Hofbräu AG Bamberg erinnert in Bamberg leider nichts mehr. Nachdem die Patrizierbräu 1991 von der Pschorrbräu übernommen und der Firmensitz nach Erlangen verlegt wurde, verschwanden auch die Bezeichnungen der Biersorten von damals. Es dürfte nur wenigen bekannt sein, dass ein vermutlich in den 1890er Jahren errichtetes, kleines Schlösschen auf die ehemalige Hofbräu zurückgeht. Das sogenannte Tivolischlößchen wurde auf Kosten der Brauerei oder von Simon Lessing privat gebaut, dies kann anscheinend nicht mehr eindeutig nachgewiesen werden. Das Schlösschen war anscheinend mit dem umliegenden Areal als "Vergnügungszentrum"[1] geplant. Als Vorbild könnte das Kopenhagener Tivolie gedient haben.   Die Bausubstanz des Tivolischlösschen besteht heute noch in der Pödeldorfer Straße.

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[1] Loebl (1999) S. 264