Synagogen in Bambergs Geschichte

- Die erste Synagoge
- Nur ein Betraum

- Die dritte Synagoge
- Die vierte Synagoge

Die Bamberger Geschichte kennt fünf Synagogen. Jede dieser Synagogen stand an einem anderen Ort in Bamberg. Die Neubauten sind, mit Ausnahme der vierten und größten Synagoge, die an der Ecke Urban-/Herzog-Max-Straße stand, aufgrund von Pogromen, Vertreibungen und ihnen folgenden Neuansiedlungen jüdischer Bürger in Bamberg erfolgt.

Die erste Synagoge

        Die erste Synagoge stand am Fuße des Kaulbergs, am Beginn der heutigen Judenstraße. Diese Synagoge diente der damaligen jüdischen Gemeinde in Bamberg bis in das Jahr 1349. Der Tag ihrer Gründung scheint unbekannt, könnte aber zwischen Mitte des 10. und des 12. Jahrhunderts liegen, da hier erstmals von Juden, bzw. einer jüdischen Gemeinde in Bamberg berichtet wurde[1].

        Gegen Ende des Jahres 1349 wurde die jüdische Gemeinde in Bamberg beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben und fast gänzlich aus der Stadt vertrieben. Sie ereilte dasselbe Schicksal, das vielen fränkischen jüdischen Gemeinden in dieser Zeit widerfuhr. Wie in Nürnberg nutzten die Oberen von Stadt, Staat und Kirche, trotz Schutzzahlungen und -zusicherungen den schwarzen Tod, die Pest, um sich der Besitztümer jüdischer Bürger zu bemächtigen[2]. Wie schon erwähnt, gingen die erste Synagoge Bambergs und viele Judenhäuser in den Besitz des Fürstbischofs über.

        Die besagte Synagoge gestaltete man in eine christliche Marienkapelle um. Im Jahre 1470 wurde diese jedoch abgerissen und an selbiger Stelle eine größere errichtet. Anfang unseres Jahrhunderts diente das Gebäude als Turnhalle, wurde nach wie vor jedoch "die Judenkapelle" genannt. Jene Kapelle steht bis zum heutigen Tag und dient nun der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Bambergs als Gotteshaus.

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Nur ein Betraum

        Über die zweite Synagoge Bambergs ist nicht allzuviel bekannt. Nach der Vertreibung 1349 kehrte der größte Teil der verschont gebliebenen jüdischen Gemeinde nach Bamberg in die Hellerstraße zurück. Dort in der Hellerstraße, damals Hintere Kesslerstraße genannt, in den rückwärtigen Teilen der Gebäude mit den Hausnummern 11 und 13, richtete sie sich einen "unansehnlichen Betraum" her, der aber nur kurze Zeit genutzt wurde. Schon im Jahre 1478 wurden die Bamberger Juden, wie viele andere auch, wieder aus ihrem Heimatort verbannt und auf die Wanderschaft, die gleichbedeutend mit Armut und Ungewissheit war, gezwungen.

Die dritte Synagoge

Die Zeit der Judenverbannung aus Bamberg dauerte bis Ende des 16. Jahrhunderts[3]. Erst zu dieser Zeit siedelten sich in Bamberg wieder Juden an. Um 1600 bezogen einige jüdische Familien in der Generalsgasse, damals dann die "Neue Judengasse" genannt, ihre Wohnungen. Das Anwesen Generalsgasse 15 gelangte über eine Erbschaft in den Besitz der Herren von Rotenhan und wurde vom Magistrat mit 8 fl. jährlich belastet.Dieses Zinses entledigten sich die Herren von Rotenhan indem sie ihr Hinterhaus, ab 1665, an die kleine jüdischen Gemeinde als Bethaus vermieteten. Nachdem das Haus 1678 in den Besitz des Magistrats überging, gelang es der Gemeinde, das gesamte Haus inklusive Hinterhaus, für einen jährlichen Zins von 50 fl., zu mieten. Der Hausherr ließ im folgenden Jahr jenes von Grund auf ausbessern und den kleinen Betraum in eine Synagoge umbauen.Für die kleine, neue Gemeinde war dieser Umstand sicherlich von großem Vorteil und die Zukunft eines neuen gemeindlichen Mittelpunktes schien sicher.Einzig im Jahr 1687 wird von einem "Gettoprojekt" in Bamberg berichtet.

Dieses barg die Gefahr einer Kündigung der Synagoge. Mit dem Regierungsantritt des Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn nahm das Ganze eine Wendung. Das Gettoprojekt wurde nicht verwirklicht und die jüdische Gemeinde Bambergs konnte ihre zweite Synagoge, im Jahre 1694, für einen Kaufpreis von 1200 fl., von denen 1000 fl. als "allmälig zu lösende Hypothek" verblieben, als Eigentum erwerben.Diese Synagoge diente der Gemeinde bis ins Jahr 1853, in unveränderter Größe. Schon 1828 bemängelte Rabbi Rosenfeld den "Übelstand", dass zu wenig Platz wäre. Obwohl sich an der Westseite der Synagoge zwei Frauenschulen befanden, wäre es nicht allen Mädchen und Frauen möglich, regelmäßig am Gottesdienst teilzunehmen.

Grundriß der dritten Synagoge

Abb. 1 - Eckstein (1910) S.110

1835 beauftragte der damalige Deputierte M. J. Hesslein den Bamberger Architekt Ney damit, einen Plan und einen Kostenvoranschlag für die Erweiterung der alten Synagoge zu erstellen. Mangels nötigen Kapitals kam es jedoch erst am 8. Februar 1852 zu einem Gemeindebeschluss, nachdem man sich mit der Bitte zur Genehmigung des Umbaus und der Umschichtung verschiedener interner Finanzen, also eines Finanzierungsplans, an die königliche Regierung wandte. Da im Jahr zuvor ein eigener Friedhof eingerichtet wurde, war der Gemeindevorstand gezwungen, die nötigen Mittel zum Teil aus dem Armenfonds zu nehmen, was anscheinend von der Regierung gestattet werden musste. Im gleichen Zuge sollten aus gewissen Finanzumschichtungen in Zukunft die Stellen des Rabbiners, eines Religionslehrers, des Vorbeters und des Synagogendieners bezogen werden[4]. Nachdem Bedenken seitens eines Nachbarn mit der Summe von 500 fl. ausgräumt, ein Teil dessen Gartens gleichzeitg erworben und die Genehmigung der Regierung am 3. Oktober 1852 erteilt waren, konnte im Frühjahr 1853 mit den Umbauten begonnen werden. Aus dem geplanten Umbau wurde ein kompletter Neubau, die veranschlagte Bausumme wurde um 3200 fl. überzogen und betrug am Ende 8000 fl.. Obwohl sich aus dem Umbau ein Neubau entwickelte, bezeichne ich diesen weiterhin als dritte Synagoge. An unterschiedlichen Stellen in der Literatur wird eine andere Zählung angewandt und bereits von der vierten Synagoge gesprochen. Jeder meiner neu bezifferten synagogalen Bauten stand an einem anderen Ort in Bamberg.

        Am 5. November 1853 nahm die Gemeinde ihr neues Gotteshaus mit einem festlichen Einzug in Besitz. Aus diesem Anlass verteilte der Armenpflegschaftsrat der Gemeinde 40 fl. an christliche und 50 fl. an israelitische Arme 

Vorderansicht der 3. Synagoge

Abb.2 - Loebl (1999) S.67

Im "Bamberger Tagblatt" war bezüglich dieser Festlichkeit folgender Artikel zu lesen

"Gestern Abend fand die feierliche Eröffnung der neuerbauten Synagoge der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde statt. Der Bau derselben, von Herrn Architekten Ney entworfen, ist durch Herrn Maurermeister Hofbauer meisterhaft ausgeführt und macht einen freundlichen Eindruck. Zur Erhöhung des Festes trug der vom Herrn Rabbiner Kohn von Baiersdorf und dem von ihm gegründeten Sangchore geleitete Ritus sehr viel bei. Unter den geladenen zahlreichen Gästen fanden sich das hiesige Domkapitel und die Pfarrgeistlichkeit, das k. Appellationsgericht und Kreis- und Stadtgericht, die Gremien des Stadtmagistrats, der Gemeindebevollmächtigten und des Armenpflegschaftsrathes mit ihren Herren Vorständen an der Spitze vertreten. Auch Herr Stadtkommandant, Oberst v. Lindenfels, Herr Stadtkommissär Regierungsrath Ihl und Herr Stadtgerichtsarzt Dr. Heine waren zugegen."

Betrachtet man die Tatsachen, dass die damalige jüdische Gemeinde einer größeren Synagoge bedurfte, da ihre Mitgliederzahl ständig zu steigen schien, dieser Um- bzw. Neubau von der Regierung und den städtischen Behörden genehmigt und unterstützt wurde und dass sich zu den Einweihungsfeierlichkeiten eine beachtliche Zahl an städtischen Honoratioren einfanden, so darf man mit annähernder Sicherheit behaupten, die jüdische Gemeinde hatte sich gut in das gesellschaftliche Leben Bambergs integriert.

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Die vierte Synagoge

Schon im Jahre 1890, also 37 Jahre nach der Einweihung des Synagogenneubaus in der Generalsgasse, wurde in der jüdischen Gemeinde Bambergs über einen weiteren Neubau einer Synagoge nachgedacht. Das derzeitige jüdische Gotteshaus wurde mit seinem Platzangebot von 108 Männersitzen und 85 Frauensitzplätzen allmählich zu klein. Eine am 1. Juni 1890 abgehaltene Gemeindeversammlung, die sich des Problems annehmen und über den Kauf eines Baugrundstückes beschließen wollte, scheiterte daran, dass von den 250 Stimmberechtigten nur 121 Männer erschienen. Solch eine wichtige Entscheidung forderte jedoch die "absolute Majorität" aller stimmberechtigten Gemeindemitglieder. Als Baugrund war der Grund des Doppelhauses der Familien Jakob und Emil Morgenroth ins Auge gefasst worden. Aufgrund der Tatsache, dass nicht einmal mehr die Hälfte der Gemeinde im alten Gotteshaus Platz fand blieb der Bau einer neuen und von der Größe her einer der Gemeinde entsprechenden Synagoge weiterhin ganz oben auf der Tagesordnung des Gemeindevorstandes.

Die östliche Ansicht der "neuen" Synagoge

Abb.3 - Eckstein (1910)

          Nachdem der zuerst ins Visier genommene Baugrund anderweitig veräußert wurde, geriet ein Grundstück an der Ecke Urban- und Herzog-Max-Straße ins Blickfeld der Planungen. Für diesen Grund sprachen die zentrale Lage und die städtischen Besitzverhältnisse, denn Angebote privater Eigner waren für die Gemeindekasse alle zu hoch angesetzt. Die jüdische Gemeindeverwaltung wandte sich am 31. März 1903 mit einer "ausführlichen Eingabe" an den Stadtmagistrat Bambergs und bat um die unentgeltliche Überlassung des 77 Dezimalen umfassenden Grundstücks. Dieser kam der jüdischen Gemeindeverwaltung mit dem Angebot von 550 Mark pro Dezimale, was einem Gesamtgrundstückspreis von 42.350 Mark entsprach, entgegen. Die Bereitschaft, das Grundstück an die jüdische Gemeinde zu veräußern, bestand demnach. Das städtische Angebot überstieg die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinde und wurde abgelehnt. Nach längeren Verhandlungen mit der Stadt konnte das oben genannte Grundstück im Tausch gegen die bisherigen Kultusgebäude und gegen die Bedingung, dass mit dem Bau innerhalb der nächsten fünf Jahre begonnen wird, auf einen Preis von 15.000 Mark festgelegt werden, der von den Gemeindeverantwortlichen angenommen wurde.

        Einen ersten Kostenvoranschlag erstellte der Architekt Kronfuss[5], welcher die Höhe der Ausgaben auf etwa 300.000 Mark veranschlagte. Die ersten 100.000 Mark beabsichtigte die Gemeindeverwaltung über Spenden, Schenkungen und den Verkauf, Tausch und die Vermietung von Sitzplätzen in der Synagoge zu erzielen. Demnach blieben 200.000 Mark, die durch Anleihen aufgebracht werden mussten. Diese Belastung wurde für realisierbar gehalten und die Planung des Synagogenneubaus weiter vorangetrieben.

        Die Frage nach der Anschaffung einer Orgel stellte sich als ein Streitpunkt heraus. Nicht nur, dass die Unterstützung des Gottesdienstes durch eine Orgel für manche Gläubige unnötig oder unangebracht erschien, sondern auch die finanzielle Belastung einer solchen Anschaffung ging als überzeugendes Argument in die Diskussion mit ein. Letzten Endes siegte die Vernunft der Sparsamkeit und es wurde vorerst auf die Orgel verzichtet.

        Am 26. November 1905 wurde vom Verwaltungsrat, bestehend aus dem Herrn Justizrat Dr. Werner, Emil Wassermann, Julius Reichmann, Gustav Gütermann und Oskar Rödelheimer, eine Generalversammlung beschlossen, auf welcher der Grundstückskauf, die Preise für Synagogenplatzverkäufe /-mieten, die Entscheidung bezüglich der Orgel und die Art der Aufbringung jener Mittel zur Finanzierung des Vorhabens thematisiert wurden. Mit einem Beschluss vom 30. November 1905 stimmten die Gemeindebevollmächtigten Joseph Goldschmidt, seines Zeichens Vorsitzender diese Gremiums, Gustav Bretzfelder, Kommerzienrat Carl J. Dessauer, Joseph Ehrlich, Alexander Feldheim, Neumann Frank, Hermann Hecht, Arnold Hesslein und L. Sussmann den Anträgen der Verwaltung zu. Auf die Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten hin wurde am 26. Dezember 1905 eine Gemeindeversammlung einberufen, auf welcher der Beschluss für den Neubau der Synagoge an der Ecke Urban- / Herzog-Max-Straße mit "großer Majorität"[6] gefasst wurde.Das Jahr 1906  war das Jahr der Entwürfe und Planungen. Nachdem der Synagogenneubau beschlossen war, wurde, in Absprache mit dem damals leitenden Herrn Stadtbaurat Schmitz, ein Wettbewerb ausgeschrieben. Zu diesem Zweck  setzten sich die Vertreter der jüdischen Gemeinde mit den Architekten Falk und Wolf in Straßburg, Architekt Klepzig in Gotha, Architekt Johannes Kronfusss aus Bamberg, Professor Levi in Karlsruhe, Architekten Gebr. Rank in München und Diplomingenieur Bauamtsassessor Schad in Bamberg in Verbindung. Von den für den Wettbewerb angeschriebenen Künstlern zog sich Herr Professor Levi aus Karlsruhe wegen Zeitmangels und aus "verschiedenen Umständen" aus dem Wettbewerb zurück. Von den verbliebenen fünf Herren gingen bis zum festgesetzten Termin sieben Entwürfe bei der Gemeindeverwaltung ein.

        Der Neubau musste folgende Bedingungen erfüllen: Die Synagoge sollte jeweils 400 Sitzplätze für Männer wie für Frauen bieten, wobei die Frauenplätze auf einer Empore, von denen der Männer getrennt, angeordnet werden mussten. Das Gotteshaus war auf dem vorgesehenen Platz in Ost-West-Richtung geplant. Der Almemor war in nächster Nähe dem Allerheiligsten anzugliedern und davor eine geräumige "Estrade" mit Predigtstuhl zu errichtet[7].

Grundriß der "neuen" Synagoge

Abb. 4 - Grundriß der vierten Synagoge
Eckstein (1910) S.130

        Im Gebäude war, neben der großen Synagoge, eine kleinere Synagoge für den Alltag, mit 40 Männer- und 20 Frauenplätzen sowie weitere Räume wie Garderoben, Rabbiner- und Kantorzimmer, ein Empfangsraum für Trauungsfeierlichkeiten oder Sitzungen, die nötige Anzahl von Toiletten und eine im Souterrain befindliche Hausmeisterwohnung vorgesehen. Zudem war es vorgesehen, den Bau mit einer Zentralheizung und einer elektrischen Beleuchtungsanlage auszustatten. Für den Bau an sich veranschlagte man 250.000 Mark und für die Inneneinrichtung, insbesondere die Betstühle, noch einmal 50.000 Mark.

        Als Preisrichter, welche die Entwürfe zu begutachten und zu bewerten hatten, wurden der Kgl. Hofoberbaurat Handl und der Städt. Baurat Professor Grässel aus München wie der Städt. Baurat Schmitz, der Herr Justizrat Dr. Werner und Rabbiner Dr. Eckstein aus Bamberg aufgestellt. Am 3. und 4. Februar 1907 beschäftigte sich das Preisgericht mit den eingereichten Entwürfen und prämierte den Entwurf mit der Bezeichnung "Bamberg II" mit dem ersten, den mit dem Titel "Stern" mit dem zweiten Platz. Nach der Öffnung der zugehörigen Briefumschläge stellte sich Herr Johannes Kronfusss aus Bamberg als erster und die Herren Rank aus München als zweite Sieger heraus. Vor einer endgültigen Entscheidung, wem nun der Planungsauftrag zufiele, und einer Sitzung der Gesamtverwaltung, bei der noch einmal alle den Synagogenbau betreffenden Fragen erörtert wurden, sollten die Entwürfe der Gemeinde vorgelegt werden, um auch diese zu Wort kommen zu lassen. Nach der Begutachtung durch die Gemeinde setzte sich die Verwaltung mit den Architekten der beiden erstprämierten Entwürfe wieder in Verbindung und bat diese, ihre Pläne nach den Wünschen der Gemeindeverwaltung abzuändern. Die Herren Gebr. Rank aus München weigerten sich jedoch, die erwünschten Änderungen durchzuführen, so fiel der Auftrag nun endgültig an den Architekten Kronfusss, aus Bamberg. Dieser führte die erbetenen Änderungen nicht nur zügig durch, sondern legte der Gemeindeverwaltung, neben einem Modell der Synagoge, einen detaillierten Kostenvoranschlag vor, nach dem 270.000 Mark für den Bau und zirka 30.000 Mark für die Inneneinrichtung zu veranschlagen wären.

        Am 20. Oktober 1907 stellte die Gesamtverwaltung jenes Modell in den öffentlichen Räumen des Kunstvereins aus und legte die nun umgearbeiteten Pläne wiederum dem Preisgericht vor. Erst in der Sitzung vom 12. April 1908 beschloss die Gemeindeverwaltung nun endgültig die Bauleitung in die Hände von Herrn Kronfusss zu legen und dessen Pläne beim Stadtmagistrat zur baupolizeilichen Genehmigung vorzulegen. Dieser machte seine Zustimmung von der Zuschreibung des Bauplatzes abhängig und knüpfte jene ebenfalls an die Bedingung, dass mit dem Bau innerhalb der nächsten 5 Jahre begonnen werden muss, sowie die weiteren Kultusgebäude in den nächsten 10 Jahren errichtet werden müssten. Am 26. Oktober 1908 folgte die notarielle Überschreibung des Bauplatzes auf die israelitische Kultusgemeinde und tags darauf die Genehmigung des Baugesuches nach den vorgelegten Plänen durch den Stadtmagistrat. Der nächste Schritt war, die anfallenden Arbeiten an entsprechende Firmen und Handwerker zu vergeben, wobei soweit wie möglich "hiesige Gewerbemeister"[8] beauftragt wurden. Anfang November 1908 erfolgte der erste Spatenstich. In den folgenden Wintermonaten 1908/09 wurde der "Grundbau" vollendet. Im Jahr 1909 fand der Rohbau seine Vollendung und im Jahr darauf, 1910, konnte die neue Synagoge fertiggestellt werden.

In der Festschrift zur Einweihung der neuen Synagoge von Rabbiner Dr. A. Eckstein heißt es an dieser Stelle[9]:

"Nun ist das Gotteshaus vollendet, mit dessen Erbauung die israelitische Kultusgemeinde Bamberg sich für ewige Zeiten ein ehrenvolles Denkmal gesetzt hat. [...] Möge die neue Synagoge dazu beitragen die hohen Ideen und Ideale des Judentums in unserer Gemeinde immer mehr zu verbreiten, möge sie mitwirken das religiöse Leben in derselben zu vertiefen und zu erweitern; dann wird die Hoffnung erreicht werden, die auf ihre Erbauung gesetzt wurden".

 

Diese Hoffnung war vergebens, denn die Synagoge fiel dem rassistischen Wahn der "Nationalsozialistischen Raserei" zum Opfer. Nach 28 Jahren wurde das jüdische Gotteshaus von randalierenden Nationalsozialisten 1938, in der sogenannten Reichskristallnacht, angezündet und total zerstört. Die ausgebrannten Reste dieser stolzen und ansehnlichen Synagoge wurden 1939 gesprengt.

 

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[1] siehe das Kapitel "Ein kurzer hist. Abriss"

[2] Eckstein (1898) S. 8/9

[3] Eckstein (1910) S. 109

[4] Eckstein (1910) S. 112

[5] Der Name Kronfuss wird in der Literatur mit einfachem und Doppel-ss gebraucht. Ich verwende im Folgenden das Doppel-ss, da es bei Eckstein so genannt wird und dieser zu meinen ältesten und ursprünglichsten Quellen zählt.

[6] Eckstein (1910) S. 121

[7] Eckstein (1910) S. 122

[8] Eckstein (1910) S. 126

[9] Eckstein (1910) S. 129 unten

 


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